Zeitlos aktuell

Von Angelika Bohn

 

Seit 6. Juli 2017 ist in Saalfelds Partnerstadt Kulmbach an zwei Standorten eine Werkschau des Malers und Grafikers Horst Sakulowski zu sehen.

Großformatige Porträtzeichnungen in der Schalterhalle der Sparkasse Kulmbach-Kronach, eine Auswahl Porträts und phantastisch-grotesker Sujets in den beiden kleinen Räumen der Galerie des Kunstvereins: Wie gewohnt gelingt Horst Sakulowski auch in Kulmbach eine kluge Balance zwischen Werk und Ausstellungsorten.

 

Ein Teil der Sakulowski-Ausstellung in Kulmbach wird in der Schalterhalle der Sparkasse Kulmbach-Kronach gezeigt. Betreut wird dieser Teil von der Sparkassenmitarbeiterin für Kommunikation Emelie Schramm (links). Sie zeigt gemeinsam mit Sparkassenfachwirtin Margareta Wagner eine der in dieser Bank ausgestellten großformatigen Handzeichnungen.

 

Wie immer übertrifft die Freude an der neuen Schau um ein Vielfaches den Stress bei Werkauswahl, Vorbereitung, Transport und Hängung. Zumal hier in Kulmbach sich vieles besonders schön fügt. Dabei stehen die Herzlichkeit und Wertschätzung füreinander an erster Stelle. Zudem sind Kulmbach und Saalfeld, wo Horst Sakulowski 1943 geboren wurde, Partnerstädte. Der Kontakt zum Kunstverein Kulmbach kam in der Sakulowski innig verbundenen Saalfelder Saale Galerie zustande.

Dort stellten 2015 von ihm sehr geschätzte Zeichner aus: Stephan Klenner-Otto aus Kulmbach und Kay Voigtmann aus Gera.

Der Kunstverein Kulmbach, erst vor neun Jahren gegründet, ist ein echtes Kraftpaket, das aktiv und ideenreich in der oberfränkischen Stadt wirkt.

Bei der Konzeption war schnell aber klar, die beiden schönen Räume in Kulmbachs historischer Altstadt wären selbst für einen flüchtigen Blick auf 50 Schaffensjahre dieses so singulär in der deutschen Kunstlandschaft aufragenden Künstlers zu klein. Zudem, mehr als ein flüchtiger Blick sollte es schon sein, wenn man in Kulmbach einen der bedeutenden Repräsentanten des legendären ersten Absolventenjahrgangs der Leipziger Schule vorstellt. Das dann auch noch in einem Jubiläumsjahr, denn vor genau fünf Jahrzehnten hat Horst Sakulowski mit dem Diplom der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig verlassen und die kleine Stadt Weida zu seinem Lebensmittelpunkt gemacht, weil seine Frau Karin hier eine Stelle als Kinderärztin antrat. Ohne Weida länger zu verlassen, erforscht er hier seitdem Welt und Zeit, malt und zeichnet, welche Furchen sie Menschen und Dinge eingraben.

 

von links nach rechts: Der Maler und Grafiker Horst Sakulowski und die Mitglieder des Kunstvereins Kulmbach e. V. Cornelia Mosch, Roland Friedrich und Stephan Klenner-Otto.

 

Horst Sakulowski, das zeigt die Schau in Kulmbach mit nur gut 40 Werken, perfektioniert von Jahrzehnt zu Jahrzehnt seinen zeichnerischen Zugriff auf das menschliche Antlitz. Was in den 70er Jahren mit das Wesen eines Menschen aufspürenden Porträts beginnt, wird mehr und mehr zu Weltseelenlandschaften. Wie der Mahner in der Wüste enthüllt der Künstler mit nichts als ein bisschen Graphit auf Karton die Deformation des Menschen durch zeit übergreifende, allgegenwärtige strukturelle Gewalt und manchmal auch sein Aufbegehren.

Wer sich auf diese so wunderbar feinsinnig, so zärtlich mit dem Bleistift ertasteten Porträts einlässt, wird betört vom zeichnerischen Können dieses Meisters und verstört von seinem beharrlichen Insistieren, Augen und Herz zu öffnen. Umgeben von einer Flut flüchtiger, geschönter, verlogener, manipulierter Bilder sucht Sakulowski in Gesichtern, Gesten, Dingen und Landschaften die Magie des Unverwechselbaren. Eine Magie, die er sowohl in den Gesichtern seiner Mitmenschen findet als auch zwischen den aus der Zeit gefallenen Zahnrädern aus Vaters Werkstatt, im nachhaltigen Gebrauch robusten Schuhwerks oder bei den Wappentieren seiner Geburtsstadt. Eine Magie, die wie der Titel der Ausstellung in Kulmbach so zutreffend sagt, „Zeitlos“ ist.

 Die Ausstellung wird heute, 18 Uhr, in der Sparkasse Kulmbach-Kronach eröffnet. Sie ist bis 25. August zu den Öffnungszeiten der Sparkasse zu sehen. Im Ausstellungsort Obere Stadtgalerie ist Samstag und Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffnet.